In Deutschland weiter eine sicherheitsorientierte Häusle-Finanzierung – Stabile Eigenmittelquote – Kreditbelastungsquote auf niedrigstem Stand – Historisch niedriges Zinsniveau hilft – Nur regionale „Bläschen“

 

Lange Jahre waren die Haus- und Wohnungspreise in Deutschland ausgesprochen stabil. In den letzten drei Jahre jedoch sind die Preise jährlich um zwei bis vier Prozent gestiegen. Das lässt bei manchen Beobachtern Bedenken dahingehend aufkommen, dass es auch hierzulande, wie zuvor in den USA, in Spanien und auch Irland, zu Blasenbildungen kommt verbunden mit der Angst, dass Blasen eben auch platzen können.

 

Doch das ist zu schwarz gemalt. Die Angst, „dass es auf dem Markt für selbstgenutztes Wohneigentum angesichts des außerordentlich niedrigen Zinsniveaus zu einer spekulativen Immobilienpreisblase kommt, die mit einer zunehmende Verschuldung und damit Belastung der Erwerber einhergeht, kann für den Eigenheimbereich als dem mit Abstand wichtigsten Segment des Wohneigentums nicht bestätigt werden“, konstatiert zum Beispiel der Verband deutscher Pfandbriefbanken vdp. Und der müsste es eigentlich wissen.

 

Keine zunehmende Risikoneigung

 

Die Daten des vdp zeigen keinerlei Anzeichen für eine zunehmende Risikoneigung in der Eigenheimfinanzierung. Ein Blick auf die mitgelieferte Tabelle offenbart, dass die wichtigen Kennziffern im Vergleich zu denen von 2009 sogar deutlich günstiger ausfallen. Die letzte Spalte der vdp-Tabelle spricht Bände. Die Kreditbelastungsquote, also der Anteil des Nettohaushaltseinkommens, der für Zins und Tilgung aufgewendet werden muss, ist seit 2009 von 27 auf nun nur noch 23 Prozent gesunken. 1995 lag diese Quote noch bei 34 Prozent. Beigetragen zu der aktuell niedrigen Ziffer haben natürlich die historisch billigen Zinsen. Und das Erstaunliche dabei ist, dass sich trotz dieser niedrigen Zinsen und damit der billigen Hypotheken der Anteil der Fremdmittel nicht erhöht hat. Die Häuslebauer tendieren also nicht dazu, schneller, also ohne wesentliche eigene Ansparmittel, ihren Traum vom eigenen Haus zu realisieren. Sogar im Gegenteil ist die Eigenmittelquote seit der 2009er Erhebung von 26 auf 29 Prozent gestiegen.

 

Verwerfungen wie in den oben genanten Ländern, zum Beispiel auch eine Hausbeleihung von über 100 Prozent des Kaufpreises in Erwartung immer weiter steigender Immobilienpreise, sind in Deutschland nicht zu beobachten. Die in Deutschland übliche Finanzierungspraxis, bei der die Prüfung der Bonität der Kunden und eine vorsichtige Bewertung der als Sicherheit dienenden Immobilie wesentliche Bestandteile der Kreditvergabepraxis sind, hat eine deutlich stabilisierende Wirkung. Dazu trägt auch bei, dass Hypotheken in Deutschland zum einen zu fest vereinbarten Zinskonditionen und zum anderen überwiegend langfristig, meist für 10 Jahre oder mehr, abgeschlossen werden.

 

Keinerlei Gewähr für immer nur steigende Preise

 

Zu diesem positiven Befund der Situation auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt abschließend aber doch noch ein kleines „aber“. So merkt Prof. Dr. Tobias Just , Leiter der Irebs Immobilienakademie an, dass das aktuelle Preisniveau von Wohnungen in Deutschland unter fundamentalen Aspekten leidlich gut erklärt werden kann. Doch biete dies bei weitem keine Gewähr dafür, dass die Preise nicht auch einmal wieder fallen können; das sei dann vorstellbar, falls die europäische Wirtschaft in der Rezession verharre oder auf der anderen Seite die Zinsen deutlich steigen würden. Und da keine Blase vorhanden sei, könne auch keine platzen. Doch könne es passieren, dass manche Anlegererwartungen sich als zu positiv herausstellen würden.

 

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